Ich gebe es zu, die Aussicht darauf, ein Industriedenkmal
anzuschauen, hat mich erstmal nicht in emotionale Euphorie versetzt. Zwischen
Metall- und Betonskeletten entlangzulaufen und beeindruckt zu sein, ist
vielleicht nicht meine Natur. Dachte ich! Doch es gab tatsächlich einen Ort,
der mich eines besseren belehrt hat: die Zeche Zollverein in Essen.
Vielleicht erinnert ihr euch, im Jahre 2010 war Essen bzw. das
Ruhrgebiet „Europäische Kulturhauptstadt“ (RUHR 2010). In diesem Rahmen wurde
auch das 2001 zum UNESCO Welterbe erhobene Industriedenkmal stark beworben.
Da sich mein bereits häufiger erwähnter Zeltmitbewohner auch
für Technik begeistern kann, machten wir uns also auf den Weg nach Essen. Und
ich muss uneingeschränkt zugeben, es ist schon wahnsinnig beeindruckend, das
Gelände zu betreten. Bilder des Förderturms (Schacht XII) sind allgemein bekannt, doch
darunter zu stehen, ist nochmal ein ganz neues Gefühl.
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Ein bekanntes Bild begrüßt den Besucher: Schacht XII |
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Spaziergang um das riesige Gelände |
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Auch bei Nacht einen Besuch wert: Schacht XII |
Leider hatten wir keine Gelegenheit uns einer der
zahlreichen Führungen auf dem Gelände anzuschließen, da diese – zumindest zu damaliger Zeit –
deutlich im Voraus zu buchen waren. Ist aber nicht schlimm, denn man erhält einen kleinen, elektronischen Reiseführer, mit dem man den Rundgang auf dem riesigen Gelände auch selbst
bewältigen kann. Der funkgerät-ähnliche Gerät ermittelt anhand eines GPS Signals den
eigenen Standort und zeigt jeweils an, an welchem historischen Ort/Gebäude man sich gerade befindet und liefert entsprechend Hintergrundinformationen.
Am besten ihr schaut euch die Seite des Zollvereins an und
informiert euch über die vielfältigen Veranstaltungen, Führungen und
Ausstellungen.
www.zollverein.de
Mangels einer verfügbaren Führung zu Fuß, entschlossen wir uns
schließlich zu einer Radrundfahrt. Diese hat mich wirklich nachhaltig
begeistert. Die Fahrradfahrt führte nicht nur über das Gelände selbst, sondern
auch noch zu einer weiteren Zeche. Geführt wurde die Fahrt von einem alten
Kumpel. Der hatte natürlich einige Geschichten zu erzählen und kramte mit
Herzblut auch die letzte Erinnerung hervor. Das sind Führungen ganz nach meinem
Geschmack. Denn wenn Menschen von ihrem ganz eigenen Alltag erzählen, wie sie
mit Mensch und Tier unter Tage geschuftet haben, da bleibt einem wirklich der
Atem weg. Der Mann hatte von bedingungslosem Zusammenhalt zwischen den Kumpel
zu berichten, aber auch von den gesundheitlichen Problemen, die die Menschen
damals durch die harte Arbeit quälten. Diese Fahrradtour hat mich wirklich sehr
beeindruckt zurückgelassen. Und vor allem war sie ein ganz besonderer Weg, den
auf den ersten Blick kühlen Metallskeletten Leben einzuhauchen.
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Zeche Zollverein mit dem Fahrrad erkunden. Testurteil: unbedingt empfehlenswert! |
Selbstverständlich kann man nach solch aufregenden
Erfahrungen nicht einfach in ein anonymes Hotel zurückkehren. Nein, angebracht
ist natürlich eine Privatunterkunft, im alten Haus eines Kumpel.
Auf der Seite der Zollverein-Touristik könnt ihr euch über
Privatunterkünfte informieren. Wir haben uns für die Ferienwohnung „Glück auf“ entschieden, die
wirklich sehr schön und großräumig war. Die Vermieter waren sehr nett und eine
alteingesessene Familie. Auch bei solchen Gelegenheiten erfährt man auf
Nachfrage immer neue, spannende Geschichten. Die Wohnung selbst wurde früher
von einem Kumpel bewohnt. Stille Zeitzeugen zieren auch noch die Wände. Die
Wohnung ist – wie für Kumpelfamilien damals üblich – in Laufnähe zum Gelände. Den
Link zu Wohnung findet ihr hier:
http://www.zollverein-touristik.de/w_schoen.php
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Gemütliche Herberge in der Ferienwohnung "Glück auf" |
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Stille Zeitzeugen |
Kleiner Tipp: bringt euch am besten etwas zum
Frühstücken mit. Zwar gibt es in Laufnähe einen Bäcker, der auch Frühstück
anbietet, doch so besonders schön war dieser leider nicht. Dann doch lieber
gemütlich in der Wohnung den Morgen genießen.
Da lacht das Pottherz!
AntwortenLöschen:-)
AntwortenLöschenInteressante Bilder aus dem Ruhrpott! Ich mag Industriegebäude. Wie man bei den Bildern sieht geben sie auch interessante Fotoobjekte ab. ;-)
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