Habt ihr schon mal auf dem Felsen der Fruchtbarkeit
gesessen? Nein? Dann nichts wie los. Denn nicht nur, dass man (naja, zumindest
ich) lernt, dass in der griechischen Mythologie Demeter die Göttin der
Fruchtbarkeit war. Zusätzlich habt ihr von ihrem ehemaligen Tempel auch noch
eine fast unwirklich wirkende Sicht auf das Hinterland Siziliens.
Der Felsen der Fruchtbarkeit war ehemals der Tempel der Göttin Demeter |
Aber jetzt noch mal von vorne! Wer auf Sizilien einen
Strandurlaub verbringt, hat entweder schon alles auf der Insel gesehen oder er
verpasst etwas. Obwohl wir einen ruhigen Urlaub im Nichts geplant hatten, war
es unmöglich das durchzuziehen. Auf einer Insel, bei der gefühlt jede zweite
Stadt UNESCO Weltkulturerbe ist, müssen einen die Hummeln im Hintern einfach
raustreiben. Gesagt, getan, der kleine Fiat wurde gesattelt und los ging es ins
Hinterland sowie die Ostküste.
Ein größeres Auto? Unnötig! |
Das Hinterland ist weit weniger touristisch, als es die
Ostküste mit seinen ganzen Berühmtheiten es ist. Wir entschieden uns also für
einen Besuch in Enna. Die Fahrt dorthin führte auch dazu, mit sämtlichen
Fahrtambitionen auf Sizilien abzuschließen. Das hatte ich bereits hier erzählt.
Enna ist eine kleine verwinkelte Stadt am Berg mit
Traumblick ins Hinterland. Ich träumte von idyllischen Gässchen im
Italien-Style. Was mich erwartete, war ein einziges Verkehrschaos, Gehupe und
Motorenlärm…eben in diesen kleinen, verwinkelten und hallenden Gässchen. Wer
Ruhe sucht, ist hier falsch. Trotzdem ist dem Städtchen ein gewisser Charme
nicht abzusprechen. Leider waren wir zur Zeit der Siesta dort, die auf Sizilien
sehr streng genommen wird. Zwischen 13Uhr und 16Uhr ist so gut wie kein
Geschäft offen. Stattdessen saßen offensichtlich alle gerade in ihren Autos und
hupten.
Blick auf Enna vom Tempel der Demeter |
Ennas Nachbarstädtchen |
Entschädigt hat aber der Traumblick! Wer auf dem Felsen der Fruchtbarkeit steht, fühlt sich als Held der Welt. Fast schon kitschig mutet der Ausblick an. Und obwohl der Tag sehr trüb war, schaffte es die Sonne genau in diesem Moment zu uns durchzudringen. Ob uns die Göttin Demeter wohlgesonnen war? Fakt ist, beim Wegfahren verabschiedete sich die Sonne wieder! Sagt was ihr wollt, ich glaube es war Schicksal!
Später führte uns der Weg weiter nach Taormina. Bekannt als
eine DER Touristenhochburgen Siziliens. Zugegebenermaßen wollte ich genau aus
diesem Grund erst gar nicht hinfahren. Doch nur aus Prinzip deshalb auf
Weltkulturerben zu verzichten macht ja auch keinen Sinn!
Der Weg nach Taormina führt durch Tunnel. Enge Tunnel. Auch
mit einem Mini-Fiat. Da wundert man sich, dass noch keiner der vielen
Touristenbusse stecken geblieben ist! Egal. Entgegen meiner Vermutung, dass
sich Mietauto an Mietauto, Bus an Bus reihen, waren wir allein auf der Straße
und steuerten das nächstgelegene Parkhaus zur Innenstadt an. Hier war so wenig
los, dass die Hälfte der Ebenen sogar gesperrt waren.
Taormina ist – wie so viele Städtchen auf Sizilien – am Hang gelegen. Daher merke: wenn Du in einem Parkhaus am Berg parkst und raus in die
Stadt möchtest, dann fahre ins oberste Stockwerk und nicht blind ins unterste.
Denn dann stehst Du mitten auf der Hauptstraße und wunderst Dich wo die Stadt
ist. Und ja, das ist ein Geständnis!
Ansonsten hat Taormina trotz Massentourismus – der sich aber
im Mai noch einigermaßen in Grenzen hält – absolut seinen Charme behalten. Und
geht man einfach mal in eine Seitenstraße zur Haupt-Touristenmeile, dem Corso
Umberto I, dann wähnt man sich so gleich ganz allein.
Ständige Mega-Aussichten - das viele blau ist übrigens auch der Himmel ohne Wolken! |
Eine Straße nach links und schon ist alles touristenfrei |
Trotz Massentourismus hat sich Taormina seinen Charme durchaus bewahrt |
Das Hauptziel der meisten Besucher ist das Teatro Greco.
Selbstverständlich Weltkulturerbe und unsagbar schön. Das Theater ist auch das
beste Beispiel dafür, dass sich die Griechen Mühe gaben, einen romantischen
Platz mit Traumaussicht für ihre Künste zu finden. Gleichzeitig auch das beste
Beispiel dafür, dass die Römer das nicht zu schätzen wussten und alles
zumauerten, um ihre Gladiatorenkämpfe abzuhalten.
Hier kann man ausnahmesweise von Glück sprechen, dass einige
Mauern verfallen sind. Denn sonst wäre einem der fantastische Blick von den
Rängen aufs Meer und den Ätna verwehrt.
180 Grad Teatro Greco - im Nebel übrigens der Ätna |
Es gibt Orte, da möchte man einfach nicht mehr weg: danke liebe Griechen! |
Teatro Greco |
Weiter führte uns der Roadtrip an der Ostküste entlang
Richtung Süden. Genaugenommen in Richtung Siracusa.
Siracusa, oder Syrakus wie es zu Zeiten der Antike hieß, ist
das beste Beispiel für die faszinierende Geschichte Siziliens, die mich in
ihren Bann gezogen hat! Wir Mitteleuropäer sind ja schon stolz auf unsere
mittelalterlichen Geschichten. Da können Sizilianer nur müde lächeln. Denn die
Insel stand vor allem zwischen 500 und 100 v. Chr. im Mittelpunkt des
Weltgeschehens.
In der Antike gehörte die Stadt zu eine der reichsten
Metropolen des Mittelmeers. Aus diesem Grund natürlich auch von diversen Tyrannen
schwer umkämpft. Denn Syrakus (wie es damals hieß) entspringt der kleinen Insel
Ortigia, die der Stadt vorgelagert ist und über einen Damm schon damals mit dem
Festland verbunden war. Mit seinen beiden Häfen war die Stadt natürlich
attraktiv und hart umkämpft. Syrakus kam zu Wohlstand und selbst Athen wurde
die Stadt irgendwann zu mächtig. Zu dieser Zeit lebten schätzungsweise rund
1.000.000 Menschen in der Stadt. Ihr könnt erahnen, was das für damalige Zeiten
bedeutete.
Fahrt ihr in die Stadt hinein, erwartet euch wiederum
Verkehrschaos. Für die Sizilianer mag es ja eine gewisse Ordnung haben, mir hat
sich diese allerdings nicht erschlossen. Lauft ihr über die Insel Ortigia
werden ihr für alles entschädigt. Uns erwartete ein Traumblick auf den kleinen
Hafen bei Sonnenuntergang. Enge Gässchen mit unzähligen kleinen Cafés und
Restaurants und Häuserfronten, die eher an eine Filmkulisse erinnerten.
Die leeren Straßen von Siracusa bei Nacht |
Bewegt ihr euch durch Siracusa, wandelt ihr auf gleichem
Stein wie einst Archimedes, berühmter Sohn der Stadt. Als Mathematiker und
Erfinder griff er aktiv in die Verteidigung seiner Stadt ein. So entwickelte er
beispielsweise große Sonnenspiegel, die die römische Flotte in Brand setzen
sollte. Allerdings erfolglos.
Besonders empfehlen kann ich euch einen Rundgang bei
Dunkelheit. Die Gassen abseits des Tourismus sind total faszinierend und
verlassen. Alles ist etwas einsam, aber trotzdem ergab sich für mich eine
Wohlfühl-Atmosphäre. Auf einigen größeren Plätzen hingegen – z.B. am Dom –
treffen sich Einheimische und Touristen, trinken und lauschen der Live-Musik.
Es war schon fast zu schön, um wahr zu sein.
Einfach bezaubernd |
Und das rauschende Meer immer dabei! |
Zugegebenermaßen fiel es mir sehr schwer, Siracusa zu
verlassen. Doch die fantastischen Beschreibungen unseres Reisehandbuchs trieben
uns zum nächsten Weltkulturerbe, nämlich zur „schönsten Barockstadt Siziliens“,
Noto. Auch hier traf man wieder auf Ausblicke die schon fast unwirklich
schienen.
Doch manchmal sollte man einfach auf sein Gefühl hören. Besser
wären noch ein paar Stunden in Siracusa gewesen. Manchmal ist man einfach schon
so vollgepackt mit sich gegenseitig übertreffenden Eindrücken, dass für
zusätzliche Eindrücke emotional einfach kein Platz mehr ist. Sorry, Noto, es
hing wirklich nicht Dir…es war mein Problem!
Italien wie aus dem Bilderbuch |
Was ihr aber auf gar keinen Fall verpassen solltet, ist ein
Besuch des Valle dei Templi und/oder Selinunte. Denn diese unglaublichen Tempel
nicht zu sehen, wäre tatsächlich ein Verlust. Man bekommt ein wunderbares
Gefühl dafür, wie hochentwickelt die Gesellschaften bereits waren. Ob
Straßensysteme oder künstlerische Tempelgestaltung, jeder Schritt war klar
durchdacht. Wusstet ihr zum Beispiel, dass viele der Tempel damals bunt
verziert waren?
Was ich besonders schön fand, dass es bei den Tempelanlagen
keine Berührungsängste geben muss. Alles ist zum Anfassen und natürlich auch
für Kinder toll zum Entdecken. Man kann natürlich darüber diskutieren, ob man
dadurch den Erhalt gefährdet.
Übrigens noch ein kleiner Geheimtipp! Im Sommer kann man das Valle dei Templi angeblich sogar bis zum Sonnenuntergang besuchen. Ein kleines Picknick bei Sonnenuntergang ist sicherlich wunderschön.
Valle dei Templi |
Kultur zum Anfassen |
Selinunte - klein, aber feine Aussichten |
Seine Hoch-Zeit hatte Selinunte im 5. und 4. Jahrhunder v. Chr. |
Und im Mai gibt es das Ganze noch (fast) ohne Touristen |
Nicht so schön war bei diesem ganzen Roadtrip war die Beschilderung.
Sowohl auf der Straße als auch bei den Sehenswürdigkeiten halten sich die Italiener
stark zurück. Leider gehen gerade an den ganzen Highlights viele Informationen
verloren. Die Insel ist klar auf geleitete Reisegruppen ausgerichtet, weniger
auf Individualreisende. Da kann ich nur einen guten Reiseführer empfehlen.*
Ich hoffe, ich konnte auf diesmal etwas längeren Zeilen
meine Begeisterung rüberbringen und euch ein bißchen anstecken.
Zur Belohnung jetzt noch einen ganz heißen oder eher kalten
Tipp:
Probiert UNBEDINGT Eiscreme im Brioche! Ich meine Eiscreme
alleine und Brioche alleine sind ja wohl schon sensationell…für die Kombination
könnte ich sterben!!!
Schmeckt himmlisch, ehrlich |
Und hier noch unsere Roadtrip-Tour.
* Als Reiseführer kann ich euch das Reisehandbuch aus dem Michael Müller Verlag ans Herz legen. Sämtliche gelernten Weisheiten stammen aus dem Buch. Außerdem gibt es super Empfehlungen für Unterkünfte, egal ob Luxus-Hotel, Pension, B&B oder Campingplatz. Bestellt habe ich übrigens über Buch7.
Wow! Einfach nur wow! Sooo unglaubliche Fotos! Erinnert mich teilweise an Ligurien und teilweise an Griechenland, eine unglaublich tolle Mischung. Und spannende Geschichten außerdem. Also ich nominiere diesen Post für den interessantesten und schönsten im Juni! :)
AntwortenLöschenDanke und liebe Grüße /inka
Da fühl ich mich ja direkt ein bißchen geschmeichelt:-) Es ist auch wirklich supertoll gewesen! Im Sommer würde ich nicht hin, weil da ist es wirklich ziemlich voll, denke ich, aber im Mai lässt es sich gut aushalten!
LöschenIch habe auch schon die Hummeln im ... ;) Ich lasse jetzt noch ein wenig die Hitze abziehen und dann ab nach Sizilien! Toller Bericht! :)
AntwortenLöschenDanke, das freut mich Stefanie. Würde auch sofort nochmal :-)
LöschenBeeindruckende Architektur! Natürlich ist diese Region eine gute Wahl für einen unvergesslichen Urlaub.
AntwortenLöschenWas für ein guter Artikel , wirklich nützliche und interessante Informationen !
AntwortenLöschenVielen Dank, das freut mich!
LöschenHallo Nina,
AntwortenLöschenIch hätte mal ne Frage bezüglich eurer Übernachtungen. Habt ihr vorher schon hostels oder B&B's gebucht oder einfach auf gut Glück los?
Lg, Svenja
Hi Svenja,
Löschenwir sind einfach auf gut Glück losgefahren. Hatte zur Folge, dass wir bei zwei Unterkünften leider auch nicht unterkamen. Aber in den Städten gibt es ja genügend Auswahl. Wir haben uns allerdings mögliche Unterkünfte aus dem Reiseführer rausgesucht, den ich erwähnt habe und haben diese als Station angefahren. Hat wie gesagt nicht immer geklappt, haben aber schnell eine gute Alternative gefunden bzw. dort etwas empfohlen bekommen. In den Sommermonaten würde ich das allerdings eher nicht machen, glaub da hat man wg. der Touri-Ströme weniger Glück. Doch im Mai ging es relativ problemlos...
LG Nina
Das klingt super. Wir hatten vor im Oktober zu fahren, dann sollte es ja ähnlich wie im Mai sein von den Kapazitäten.
Löschenschönen Feiertag noch und lg,
Svenja